Fürst-Pless und Parforce


Wir unterscheiden zwei Arten von Jagdhörnern. Das Fürst-Pless-Jagdhorn (kleines Horn) und das Parforcejagdhorn (grosses Horn).

Es ist ein Blechblasinstrument, hat keine Ventile, keine Klappen und auch keine Löcher. Es gibt nur gerade sieben Naturtöne von sich, wovon meistens nur die tiefsten fünf gebraucht werden. Die Rede ist vom Jagdhorn. Jagdhorn ist aber nicht gleich Jagdhorn. Zu den geläufigsten zählen das grosse Parforcehorn und das kleinere Fürst-Pless-Horn. Beide sind rund und bestehen aus Messing.

Jagdhörner sind in ihrer ur-sprünglichen Verwendung als Signalinstrumente für Signale bei Gesellschaftsjagden im Einsatz. Auf grosse Entfernungen konnten so Befehle und Hinweise gegeben werden.

Heute gehört das Jagdhorn zum jagdlichen Brauchtum. Jagd-signale und jagdliches Brauchtum gehören zur Jagd wie das Salz in die Suppe. Das Jagdhorn hat gerade heute wieder einen hohen Stellenwert innerhalb der Jägerschaften und der Bevölkerung.

Mit der Zeit entwickelten sich Signale, die von allen Jägern verstanden werden müssen, um eine reibungslose Abwicklung der Jagd zu ermöglichen. Darüber hinaus dient das Blasen von Jagdhörnern in Gruppen der Pflege von Kultur und altem Brauchtum. Die Umrahmung von Feiern auf traditionelle Weise, ist aus dem modernen Jagdbetrieb nicht wegzudenken. Selbst bei nicht jagdlichen Anlässen werden Jagdhörner von Komponisten und Musikern in vielfältiger Weise als wohlklingende Melodien-instrumente immer wieder gern eingesetzt.

Nach erfolgreicher Jagd und zur Ehre des gestreckten Wildes wird das Jagdhorn für die Totsignale benötigt. Die Strecke wird verblasen. Jeder gestreckten Wildart wird mit einer speziellen Melodie die Ehre erwiesen.

Fürst-Pless-Horn

Das heute gebräuchlichste Jagdhorn ist das fünftönige Fürst Plesssche Jagd-horn in B. Es ist noch nicht 100 Jahre alt.


Das Fürst-Plesshorn ist das Standard-instrument des Jägers. Es ist das Instrument aus dem Jagdgebrauch das am weitesten Verbreitung findet. Es hat eine Länge von ca 1,40 m. Als B-Instru-ment klingt ein notiertes c genau einen Ganzton tiefer als auf dem Klavier (in C), es klingt ein b. Daher rechnet man die Jagdhörner zu den transponierenden Instrumenten. Müsste man Jagdhorn zusammen mit Klavierbegleitung spielen, so müsste das Klavier also jede Note einen Ton tiefer spielen (transponieren) um mit dem Plesshorn gleich zu klingen.

Das Fürst-Pless-Jagdhorn wurde nach dem Oberstjägermeister des Kaisers Hans Heinrich XI. genannt, ab 1870 als Signalhorn für die Jagd verwendet, und hat sich bis heute mit seiner einfachen, aber einprägsamen Melodiegestaltung erhalten. Im Zusammenklang mit anderen Hörnern vermittelt es einen kräftigen, runden Klangeindruck. Mit dem Ventilhorn wurde eine Verfeinerung des vorgenannten Horns erreicht, denn es können noch zusätzliche Töne mit diesem Instrument erzeugt werden.

Das Fürst-Pless-Horn, kurz Plesshorn, ist ein in B gestimmtes Blechblasinstrument und dient als Horn Jägern zum Anstimmen der Jagdsignale. Als reines Naturhorn mit einer Rohrlänge von ca. 130 cm hat es einen Tonvorrat von normal gebräuchlich sieben Naturtönen, wobei bis auf wenige Ausnahmen nur die fünf tiefsten dieser Töne verwendet werden. Die gute Unterscheidbarkeit der fünf verwendeten Töne ist eine Voraussetzung zur klaren Identifikation der Jagdsignale auch über grössere Entfernungen in bewachsenem Gelände. Benannt wurde das Fürst-Pless-Horn ab 1880 nach Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, dem Oberstjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II., der zu seiner Verbreitung wesentlich beitrug. Eingang fand es in das Weidwerk über die Jäger- und Schützeneinheiten der Armee.

Parforcehorn

Das französische Parforcehorn ist ein grosses Horn mit zwei Windungen und fand bei Parforcejagden Verwendung.


Praktisch klingt das auf dem Parforcehorn geblasene mittlere C2 so hoch wie das tiefe C1 vom Pless, also immer ein Oktav tiefer. Um die unteren Hilfslinien zu ver-meiden schreibt man unter den Violin-schlüssel eine 8 und notiert wie in der Fürst-Pless-Stimme und damit eigentlich eine Oktave zu hoch. Verglichen mit dem Klavier mit der Stimmung in C-Dur klingt das Parforcehorn B ein Oktav (8Töne) + 1 Ton also 9 Töne tiefer. Das Parforcehorn in B spricht durch die vergleichweise kürzere Windung viel leichter an und klingt heller als das längere Es Horn.

Das Parforcehorn in b  hat 11 Naturtöne
Das Parforcehorn in b hat 11 Naturtöne

Mit einem Umschalthorn kann man sowohl in einer Es Gruppe wie auch in einer B Gruppe auftreten.

Das Parforcejagdhorn war zunächst zwischen 1700 und 1800 mit der aus Frankreich übernommenen prunkvollen Reitjagd bei uns bekannt und beliebt geworden. Es konnte aufgrund seiner Grösse leicht über die Schulter gehängt werden, und der Reiter hatte beide Hände frei. Auf dem Parforcehorn sind dynamische Unterschiede sehr gut zu gestalten. Der Klangcharakter reicht vom weichen, runden Ton bis hin zum rauen, klirrenden Schmettern. Während in Frankreich das Parforcehorn immer im Vordergrund stand, war es bei uns nach und nach in den Hintergrund geraten und hat sich erneut nach 1970 durchgesetzt, da man wieder erkannt hatte, dass damit die Jagdmusik grossartig bereichert werden kann.

Landläufig könnte man glauben, dass das Parforcehorn seinen Namen davon hätte, weil man das Instrument mit roher Kraft (par force) blasen würde. Im Gegenteil ist es aber sehr viel leichter und angenehmer zu blasen als das Fürst Pless-Horn. Die Bezeichnung Parforce kommt von der Jagd, auf der es Verwendung fand und zwar der zu Pferde im Wald (par ce foret, durch den Wald) in Frankreich und später in ganz Europa.

 

Durch die längere Windung von ca 2,70 m klingt es genau eine Oktave tiefer als das Plesshorn in B. Daher ist es als Bassbegleitung zur Fürst-Pless Oberstimme bestens geeignet.